Was ist das perfekte Hotelzimmer
Was ist das perfekte Hotelzimmer? Die Frage beschäftigt mich jedesmal. Perfekt wofür? Für eine Business- oder Vergnügungsreise? Mit Kindern oder ohne? Für einen Städtetrip am Wochenende oder einen Skiausflug?
Um ganz ehrlich zu sein: Das perfekte Hotelzimmer im Sinne einer unveränderlichen Einheit existiert einfach nicht. Perfektion hängt ganz und gar von der Zeit, dem Ort, dem Zweck und der Person ab. Natürlich sind gewisse Dinge universell: Das Bett muss außerordentlich bequem sein, mit frischen Laken und herrlichen Kissen. Das Licht, der Fernseher und alles, was sich ein- und ausschalten lässt, darf nicht unendlich kompliziert sein. Eine meiner ganz persönlichen Maßstäbe lautet: Gibt es einen großen Spiegel? Ja? Gott sei Dank. Das Dekor sollte interessant, aber nicht zu interessant sein. Das Badezimmer ist idealerweise ein Refugium, mit optimalem Wasserdruck und Pflegeprodukten, die man gerne mit nach Hause nehmen möchte. Nicht zu vergessen die Beleuchtung: Ist sie sanft, entspannend und der Behaglichkeit dienlich? So sollte sie sein.
Hotelzimmer sind Übergangsräume, Räume, die nur für einen Tag oder eine Woche zu unserem Zuhause werden, aber sie müssen sich in irgendeiner Weise für uns öffnen.
Meine erste Nacht im Almhof Schneider ließ mich erneut über diese Fragen nachdenken. Wie haben sie es nur so perfekt hinbekommen? Das Zimmer war makellos, aber zugleich fühlte sich alles so selbstverständlich an, alles andere als gekünstelt.
Die wenigen Einrichtungsgegenstände (Die Schränke sind alpine Antiquitäten) wirken nicht affektiert, sondern sind ein Teil dessen, worum es in dieser Weltgegend und in dieser Familie geht. Das Bett fühlte sich nach High-Tech und zugleich wie für mich gemacht an. (Tatsächlich werden alle Möbel von lokalen Produzenten extra für den Almhof handgefertigt.) Die prachtvollen Kassendecken und Wandverkleidungen aus hellem, rohem Fichten-Holz verströmen Ruhe und lassen keinen Zweifel daran aufkommen, wo man sich befindet. Dann eine kleine Schale mit Äpfeln, Birnen und dunkler Schokolade.
Es gab im Zimmer Bewegungsfreiheit und einen Balkon, von dem aus man die Skifahrer dabei beobachten konnte, wie sie ihre Schlangenlinien in den Schnee zeichneten – eine Form der Meditation. Absolute, völlige, köstliche Stille (für mich der ultimative Luxus). Die Details … alles passte. Ich suchte nach dem Spiegel … vielleicht hatte ich jetzt den fatalen Makel des Zimmers gefunden? Aber da war er schon, an der Innenseite der Schranktür. Ich fand sogar rasch heraus, wie die Beleuchtung funktionierte. In diesem Moment wurde mir klar: Wenn ich ein Traumhäuschen in den Bergen gestalten dürfte, es würde genau wie dieses Zimmer aussehen.
An meinem ersten Morgen im Almhof schlief ich viel länger als gewöhnlich. Ich erwacht kurz vor zehn und fühlte mich erholt wie seit Jahren nicht mehr.
— Kimberly Bradley